Hermann Frank

source: M. P. Spahn, Zur Geschichte der Seligenstädter Juden, 1986, p.125-126

"X. Bedeutende Seligenstädter Juden..........

1. Hermann Frank. Hier ist der Kaufmann Hermann Frank zu nennen. Seit 1896 war Hermann Frank als Nachfolger von Moses Frank Vorsitzender der israelitischen Gemeinde. Er führte den Vorsitz des israelitischen Krankenvereins, auch in verschiedenen geselligen Organisationen gehörte er dem Vorstand an........Es blieb nicht aus, dass der erfolgreiche Kaufmann 1903 zum Mitglied der Handelskammer Offenbach und zum Obmann der Angestelltenversicherung gewählt wurde. In dieser Eigenschaft setzte sich Frank nicht nur für die hier betriebene Tabakindustrie ein, sondern kümmerte sich auch um die Entwicklung weiterer Unternehmen in Stadt und Umland, wie Brauereien, Emaillierwerk, Gerbereien, Schuhfabrik, Drahtstiftfabrik, Eisengiesserei und Molkereien. Hermann Frank gab sich große Mühe, gute Zugverbindungen nach Hanau durchzusetzen, um günstige Anschlüsse nach Frankfurt und Aschaffenburg zu erreichen. ......... Hermann Frank wurde am 25. Januar 1850 als sechstes Kind der Eheleute Herz Frank und Bette geb. Bernheimer im Hause Nr. 224, am Martplatz, geboren. 1871 war dieses Haus noch im Besitz der Familie. Später erwarben die Franks das Anwesen Freihofstrasse 3, einer der schönsten Renaissance-Fachwerkbauten am Untermain, noch heute bewkannt unter dem Namen Franksches Haus...... Hermann Frank führte das Lederhandelsgeschäft seines Vaters weiter. Neben den vielen Ämtern im öffentlichen Leben fand der erfolgreiche Kaufmann noch Zeit, sich naturkundlichen Sammlungen zu widmen......Sohn Adolf Frank gründete eine Parfüme- und Spirituosenfabrik in dem Haus. Nach Zwangsverkauf des Anwesens an die Stadt im Jahre 1939 und Berufsverbot für Adolf Frank existierte die Firma weiter unter dem Namen Rettingen & Bauer. Die Kaufsumme betrug damals 12000 Reichsmark, die sich die Erben Hermann Franks zu je einem Vietrel teilten: Adolf Frank, Heinrich Frank, Berta Frank und Johanna Wahle, die Gattin des Dr. med. Siegfried Wahle. Die Geldbeträge wurden den Erben jedoch nicht persönlich ausgehändigt, sondern auf ein Sperrkonto bei der Dresdner Bank überwiesen auf Grund des Devisengesetzes vom 12.12.1938..........."

Source: Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925

"Seligenstadt, 12. März (1925). Am Erew Schabbat Kodäsch Tezawe wurde der langjährige Vorstand unserer Gemeinde, Hermann Frank unter großer Beteiligung zur Beisetzung getragen. Unter den verschiedenen Trauerrednern hob Herr Rabbiner Dr. Dienemann die wahre Frömmigkeit des Heimgegangenen hervor. Im Namen der Stadt Seligenstadt widmete Bürgermeister Singer dem 75jährigen Verstorbenen Worte der Anerkennung und des Dankes für seine treue Mitarbeit am Gedeihen der Stadt. Im Namen der jüdischen Gemeinde und des Vorstandes derselben sprach das Vorstandsmitglied Herr Julius Bär und verlieh dem unersetzlichen Verluste, den der Heimgang des beinahe 30 Jahre mit Rat und Tat im Vorstande tätigen Mannes bedeutet, Ausdruck. Im Namen der Handwerkskammer Offenbach sprach von den vier Vertretern Herr Böhm den Leidtragenden und der jüdischen Gemeinde sein herzlichstes Beileid aus. Zum Schluss sprach noch Herr Lehrer Grünbaum im Namen des Synagogenchors und pries die unermüdliche Mitarbeit des Verewigten beim Aufbau desselben. Mit dem Bewusstsein, einen tugendhaften, frommen und bescheidenen Mann zu Grabe getragen zu haben, verließen wir den Friedhof. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. V.G."